Strategie für die Gleichstellung der Geschlechter

Erfolge bei der Gleichstellung der Geschlechter

Trotz immer noch bestehender Ungleichheiten hat die EU in den letzten Jahrzehnten erhebliche Fortschritte bei der Gleichstellung der Geschlechter erzielt. Dazu haben folgende Maßnahmen beigetragen:

• Rechtsvorschriften
• Gender-Mainstreaming (Einbeziehung des Aspekts der Gleichstellung in alle anderen Politikbereiche)
• Besondere Maßnahmen für die Förderung von Frauen

Eine positive Entwicklung zeigt sich zum Beispiel darin, dass mehr Frauen berufstätig sind und höhere Bildungsabschlüsse erlangen.

Allerdings gibt es auf dem Arbeitsmarkt nach wie vor geschlechtsbedingte Unterschiede.  Frauen sind weiterhin in den Niedriglohnsektoren über- und in Führungspositionen unterrepräsentiert.

Fahrplan für die Frauenrechte 

Die Europäische Kommission hat am 7. März 2025 den Fahrplan für die Frauenrechte angenommen. Darin wird eine langfristige Vision für die Gleichstellung der Geschlechter dargelegt, die auf den zentralen Grundsätzen und politischen Zielen im Anhang der Erklärung der Grundsätze für eine geschlechtergerechte Gesellschaft beruht. Mit dem Fahrplan sollen die Frauenrechte gewahrt und gefördert und gleichzeitig neue Herausforderungen wie geschlechtsspezifische Verzerrungen, Diskriminierung und Gewalt im Internet angegangen werden. Ein EU-weiter politischer Rahmen soll als Orientierung für künftige Maßnahmen dienen. Darauf aufbauend sollen gezielte rechtliche und politische Maßnahmen im Rahmen der Gleichstellungsstrategie für die Zeit nach 2025 sowie geschlechtersensible Maßnahmen im Zuge anderer Kommissionsinitiativen entwickelt werden. 

Die Kommission fordert die anderen EU-Organe – insbesondere das Europäische Parlament und den Rat – auf, die Erklärung der Grundsätze für eine geschlechtergerechte Gesellschaft 2025 zu billigen und dieser Verpflichtung nachzukommen. Außerdem sollten sich andere Institutionen, die Mitgliedstaaten, die Sozialpartner, Organisationen der Zivilgesellschaft und sonstige Interessenträger aktiv an der Umsetzung der Grundsätze und Ziele des Fahrplans beteiligen und entsprechende Maßnahmen vorschlagen.

Strategie für die Gleichstellung der Geschlechter 2020-2025

Mit der EU-Strategie für die Gleichstellung der Geschlechter löst die Kommission von der Leyen ihr Versprechen einer Union der Gleichheit ein. In der Strategie wird anhand politischer Ziele und Maßnahmen dargelegt, wie bis 2025 messbare Fortschritte auf dem Weg zu einem Europa der Gleichstellung erzielt werden können. So soll eine Europäische Union geschaffen werden, in der Frauen und Männer, Mädchen und Jungen in all ihrer Vielfalt ihr Leben frei gestalten können, die gleichen Chancen haben, gleichberechtigt an unserer Gesellschaft teilhaben und diese führen können.

Die wichtigsten Ziele sind die Beendigung geschlechterbezogener Gewalt, die Bekämpfung von Geschlechterstereotypen, die Verringerung der geschlechtsbedingten Unterschiede auf dem Arbeitsmarkt, die Verwirklichung einer ausgewogenen Beteiligung der Geschlechter in verschiedenen Wirtschaftszweigen, die Bekämpfung des geschlechtsbedingten Lohn- und Rentengefälles, der Abbau des Gefälles bei Betreuungs- und Pflegeaufgaben und die Verwirklichung einer ausgewogenen Vertretung der Geschlechter in Entscheidungsprozessen und in der Politik. Die Strategie verfolgt einen zweigeteilten Ansatz: Gender-Mainstreaming mit zielgerichteten Maßnahmen einerseits und Intersektionalität, die eine horizontale Umsetzung erfordert, andererseits. Zwar konzentriert sich die Strategie auf Maßnahmen innerhalb der EU, sie steht jedoch auch im Einklang mit der EU-Außenpolitik im Hinblick auf die Gleichstellung der Geschlechter und die Förderung von Frauen.

Einer der ersten Schritte der Strategie war der Vorschlag der Kommission für die Einführung einer verbindlichen Maßnahme zur Lohntransparenz am 4. März 2021. Die Entgelttransparenz-Richtlinie wurde im Mai 2023 angenommen. Die neuen Vorschriften werden dazu beitragen, den seit 1957 vertraglich verankerten Grundsatz des gleichen Entgelts bei gleicher oder gleichwertiger Arbeit endlich in die Tat umzusetzen.

Am 8. März 2022 hat die Europäische Kommission einen neuen EU-weiten Vorschlag für eine Richtlinie zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt angenommen.  Der Rat und das Parlament einigten sich am 6. Februar 2024 über diesen Vorschlag. Die Richtlinie ist das erste umfassende Rechtsinstrument auf EU-Ebene zur Bekämpfung der nach wie vor allgegenwärtigen Gewalt gegen Frauen. Damit werden bestimmte Formen körperlicher Gewalt sowohl offline als auch online unter Strafe gestellt. Zudem sind umfassende Maßnahmen zum Schutz der Opfer sowie für den Zugang zur Justiz und zu Unterstützungsleistungen wie Unterkünfte, Krisenzentren für Vergewaltigungsopfer und Beratungshotlines vorgesehen.

Ein weiterer Meilenstein ist die Richtlinie über Frauen in Aufsichtsräten, die für eine ausgewogenere Vertretung der Geschlechter in den Vorständen der größten börsennotierten EU-Unternehmen sorgen soll. Nach zehnjährigen Verhandlungen wurde die Richtlinie schließlich am 22. November 2022 angenommen. Sie soll dazu beitragen, die gläserne Decke in den Leitungsorganen börsennotierter Unternehmen zu durchbrechen und den vielen für Spitzenjobs qualifizierten Frauen eine echte Chance darauf zu geben.

Seit August 2022 gelten EU-weit die neuen Rechte zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben für Eltern und pflegende Angehörige. Im September 2022 stellte die Kommission die Europäische Strategie für Pflege und Betreuung mit neuen Zielen für die frühkindliche Erziehung und Betreuung vor, die für eine stärkere Beteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt sorgen sollen. 

Am 8. März 2023 startete die Kommission die Kampagne #EndGenderStereotypes zur Bekämpfung von Geschlechterstereotypen. Die Kampagne nahm über das gesamte Jahr hinweg Geschlechterstereotypen ins Visier, die sowohl Frauen als auch Männer in verschiedenen Lebensbereichen betreffen, etwa in puncto Karriere, Care-Arbeit und Führungspositionen.

Im Oktober 2023 trat die Kommission dem Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt (Übereinkommen von Istanbul) bei. Die EU ist nun an ehrgeizige und umfassende Normen zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen im Bereich der justiziellen Zusammenarbeit in Strafsachen, des Asyls und der Nichtzurückweisung sowie in Bezug auf ihre öffentliche Verwaltung gebunden. Dazu gehören auch Finanzierung sowie politische und legislative Maßnahmen.

Im Herbst 2023 richtete die Kommission ein EU-Netz zur Verhütung von geschlechtsspezifischer und häuslicher Gewalt ein.  Dieses bietet den Mitgliedstaaten und Interessenträgern den Raum, neu auftretende Fragen im Zusammenhang mit der Verhütung von Gewalt zu erörtern sowie Wissen und bewährte Verfahren auszutauschen.

Im Dezember 2024 veröffentlichte die Kommission eine Eurobarometer-Umfrage zu Geschlechterstereotypen. Daraus ging hervor: In den Augen der EU-Bürgerinnen und -Bürger ist die Gleichstellung der Geschlechter sowohl für Frauen als auch für Männer von Vorteil. Es gibt jedoch nach wie vor Stereotype in verschiedenen Bereichen – mit Unterschieden je nach Mitgliedstaat und Altersgruppe.  

Jahresbericht zur Gleichstellung der Geschlechter

Der Bericht 2025 über die Geschlechtergleichstellung in der EU ist der fünfte und letzte Bericht im Rahmen der Strategie für die Gleichstellung der Geschlechter 2020-2025. Darin wird über die Fortschritte bei der Gleichstellung der Geschlechter in der EU und ihren Mitgliedstaaten berichtet. Hervorgehoben werden die Erfolge der EU in den fünf von der Strategie abgedeckten Schlüsselbereichen sowie inspirierende Beispiele aus den Mitgliedstaaten und den EU-finanzierten Projekten in diesen Bereichen.

Frühere Berichte über die Gleichstellung der Geschlechter (keine Berichte 2016 und 2020)

Strategisches Engagement für die Gleichstellung der Geschlechter

Das strategische Engagement für die Gleichstellung der Geschlechter 2016-2019 bildete den Rahmen für die Arbeit der Kommission im Hinblick auf eine vollständige Gleichstellung der Geschlechter in dieser Periode.

Diese Arbeit konzentrierte sich auf folgende fünf Schwerpunkte:

• Erhöhung der Erwerbsbeteiligung und der wirtschaftlichen Unabhängigkeit von Frauen und Männern,
• Verringerung des geschlechtsspezifischen Lohn-, Einkommens- und Rentengefälles und dadurch Bekämpfung der Frauenarmut,
• Förderung der Gleichstellung von Frauen und Männern in Entscheidungspositionen,
• Bekämpfung von geschlechtsbezogener Gewalt sowie Schutz und Unterstützung der Opfer,
• Förderung der Gleichstellung und der Rechte der Frau weltweit.

Für all diese Schwerpunktbereiche hat die Kommission Ziele gesetzt und mehr als 30 konkrete Maßnahmen festgelegt. Sie bekräftigt auch ihre Verpflichtung zum Gender-Mainstreaming: Sowohl in allen EU-Strategien als auch in den EU-Finanzierungsprogrammen wird künftig der Aspekt der Gleichstellung einbezogen.