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Presseartikel16. Mai 2022BrüsselGeneraldirektion EnergieLesedauer: 4 Min

Im Blickpunkt: Jobmotor erneuerbare Energien

Auf die Erzeugung und den Verbrauch von Energie entfallen mehr als 75 % der Treibhausgasemissionen der EU. Zur Erreichung unseres langfristigen Ziels, bis 2050 klimaneutral zu werden, müssen wir das Energiesystem daher unbedingt dekarbonisieren.

Die Energie aus erneuerbaren Quellen ist für ein „sauberes“ EU-Energiesystem entscheidend. Gleichzeitig wird ein höherer Anteil erneuerbarer Energien am Energiemix auch den Bürger(inne)n zugutekommen. Es entstehen neue Beschäftigungsmöglichkeiten in verschiedenen Sektoren, der Dialog zwischen Gemeinschaften wird gefördert und es werden gerechtere und inklusivere Standards im Energiesektor ermöglicht.

Ein wachsender Markt

Die EU hatte sich bis 2020 zum Ziel gesetzt, den Anteil erneuerbarer Energien am gesamten EU-Energiemix auf mindestens 20 % zu erhöhen. 2018 haben wir unser Ziel für 2030 auf 32 % angehoben. Mit dem europäischen Grünen Deal hat die Kommission im Juli 2021 sogar vorgeschlagen, das Ziel der erneuerbaren Energien für alle EU-Länder auf 40 % zu setzen. Der Vorschlag wird derzeit im Europäischen Parlament und im Rat erörtert.

Die meisten Arbeitsplätze im EU-Energiesektor sind aktuell mit konventionellen Energiequellen wie Erdöl, Gas, Kohle und Kernenergie verbunden. Die Technologien für saubere Energie entwickeln sich jedoch zu einem dynamischen Bereich für Investitionen und Beschäftigung und schaffen neue Arbeitsplätze – auch in verwandten Sektoren wie dem Bau- und dem verarbeitenden Gewerbe. 

Einige Branchen und Regionen in der EU werden Zeit benötigen, um auf neue erneuerbare Energiequellen umzusteigen und nach Möglichkeit Kompetenzen zu vermitteln. In den Kohleregionen der EU findet der Wandel bereits statt. Die Europäische Kommission hat Initiativen für einen gerechten Übergang ergriffen, um Kohleregionen in der EU, im Westbalkan und in der Ukraine auf ihrem Weg zur Dekarbonisierung zu unterstützen.

Angesichts des langfristigen EU-Ziels der Klimaneutralität und ihrer jüngsten Zusage, ihre Abhängigkeit von importierten Brennstoffen zu verringern, wird der Erneuerbare-Energien-Sektor in der EU zwangsläufig und schneller als geplant Auftrieb bekommen. Bereits 2020 erzielte die mit erneuerbaren Energien verbundene Industrie in der EU einen Umsatz von rund 163 Mrd. EUR, was einem Bruttowachstum von rund 13,7 Mrd. EUR gegenüber 2019 entspricht (+9,2 %).

Unter den erneuerbaren Energiequellen sind Photovoltaik, Wind- und Bioenergie bereits ausgereifte Industrien und wichtige Arbeitgeber – weltweit und in der EU. 24 % der Arbeitsplätze im Bereich erneuerbare Energien standen 2020 im Zusammenhang mit Wärmepumpen (318 000 Jobs), 22 % mit Biokraftstoffen (238 000 Jobs) und 21 % mit Windkraft (280 400 Jobs). Rund 1,3 Millionen Menschen waren direkt oder indirekt in der Branche beschäftigt. Dies entspricht einem Bruttozuwachs von 65 000 Arbeitsplätzen (5,2 %) zwischen 2019 und 2020. Die vier wichtigsten Beschäftigungsländer waren Deutschland (242 100 Arbeitsplätze, 18 % aller Arbeitsplätze im Bereich der erneuerbaren Energien in der EU), Frankreich (164 400 Arbeitsplätze, 13 %), Spanien (140 500 Arbeitsplätze, 11 %) und Italien (99 900 Arbeitsplätze, 8 %).

Welche Jobs gibt es im Bereich der erneuerbaren Energien?

In den kommenden Jahren werden immer mehr Menschen in diesem Bereich arbeiten – aber was sind das für Jobs? Um die Erzeugung von erneuerbarer Energie und ihre Vorteile auf wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und industrieller Ebene in den Vordergrund zu rücken, startet die Generaldirektion Energie der Kommission eine Videoreihe mit Erfahrungsberichten zur Arbeit im Erneuerbare-Energien-Sektor in der EU.

Die Reihe „Menschen mit Energie“ feierte im Mai 2022 mit einem Interview mit Mairéad Hogan – einer Bioingenieurin auf einer irischen Windkraftfarm – ihr Debüt.

Weitere Interviews mit weiblichen Beschäftigten sollen in dieser Reihe zeigen, wie wichtig Gleichstellung und Inklusivität für eine erfolgreiche Energiewende sind. 2019 waren 80 % der Beschäftigen im EU-Energiesektor männlich. Um das Geschlechtergefälle zu verringern und das Arbeitsumfeld in diesem Sektor zu diversifizieren, hat die Kommission im Oktober 2021 die Gleichstellungsplattform für den Energiesektor eingerichtet, die Interessenträger im Energiebereich zusammenbringt, die sich für Gleichstellung und Inklusion einsetzen.

Das nächste im Juni erscheinende Video der Serie stellt einen Elektriker eines Solarparks in Polen vor. Weitere Erfahrungsberichte werden folgen – unter anderem einer schwedischen Bürgermeisterin, eines Technikers in einem österreichischem Wasserkraftwerk, einer italienischen Biogas-Landwirtin und eines Offshore-Plattformarbeiters in der Nähe der Kanarischen Inseln. Alle Interviewten teilen ihren Enthusiasmus, ihre Ambitionen und Hoffnungen in erneuerbare Energien in Europa, die zu einem sauberen und sicheren Energie-System für alle Menschen in der EU beitragen.

Prosumenten erneuerbarer Energie

Energiegemeinschaften wurden erstmals in dem 2019 verabschiedeten Paket „Saubere Energie für alle Europäer“ vorgestellt. Sie sollen gemeinsame Energiemaßnahmen organisieren, damit sich die Bürger/innen aktiv an der Energiewende beteiligen können. Diese Gemeinschaften sollen die lokale Akzeptanz von Projekten im Bereich der erneuerbaren Energien erhöhen, die Bürger/innen in den Verbrauch und die Erzeugung von Energie aus erneuerbaren Quellen einbeziehen und sie somit zu Energieprosumenten machen.

Bis 2050 könnte die Hälfte der EU-Bevölkerung bis zu 50 % der erneuerbaren Energie in der EU erzeugen. Energiegemeinschaften sind nicht nur Erzeuger, sondern können ihren Mitbürger(inne)n direkte Vorteile bringen, unter anderem mehr Energieeffizienz, geringere Stromkosten (bei den derzeit hohen Preisen) und neue lokale Beschäftigungsmöglichkeiten. Gleichzeitig helfen sie, private Investitionen in lokale Projekte für saubere Energie zu mobilisieren.

Im April 2022 hat die Kommission die Initiative „Register für Energiegemeinschaften“ ins Leben gerufen. Eine weitere Initiative „Beratungsplattform für Energiegemeinschaften im ländlichen Raum“ folgt im Juni 2022. Diese Energiegemeinschaftsprojekte helfen, bewährte Verfahren zu verbreiten und technische Hilfe bei der Entwicklung konkreter Energiegemeinschaftsinitiativen in der gesamten EU zu leisten.

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Einzelheiten

Datum der Veröffentlichung
16. Mai 2022
Autor
Generaldirektion Energie
Ort
Brüssel